Also ich überstehe diese Katzen-Sache. Ihr ewiges digitales Schulmädchen-Gequassel mit ihren Freundinnen. Ihr Alkoholproblem. Ihre verrückten sexuellen Anwandlungen, seit sie dieses vermaledeite Buch gelesen hat. Ihre Vorliebe für Pflaumen. Ihre Eltern. Ihren verdammten Instagram-Account. Und jetzt gibt es eben noch was Neues: das Fitnessstudio.
Das Fitnessstudio hat vielleicht sogar auch was mit diesem Buch zu tun; das weiß ich gar nicht. Gut, ist auch egal. Aber seit sie dort ein und aus geht, reißt sie sich am Tag mehrmals das Shirt nach oben und schreit: „Guck mal!“ Ich erschrecke dann jedes Mal und lasse was fallen. Oder ich verschütte meinen Tee. Oder beides. Ich bin deswegen sogar schon mal gegen den Türrahmen gelaufen. Nein, nicht weil ich ihr sabbernd auf die Brüste gestarrt habe, die sie aus unerfindlichen Gründen immer mit entblößt, wenn sie eigentlich nur ihren Bauch zeigen will, sondern weil ich verzweifelt versucht habe ihr – und ihnen – auszuweichen. Oh, und einmal habe ich meine Augen zugemacht, obwohl ich gerade am gehen war und habe mir das Knie an unserem Sekretär angestoßen. Arien gesungen.
„Guck mal!“, schreit sie schon wieder, das Shirt hochreißend. „Hör mal, kannst du das vielleicht mal lassen?!“, fahre ich sie genervt an. „Ja sag doch einfach, dass du nicht mehr auf mich stehst!“ Ich sehe sie ausdruckslos an. Das hab‘ ich? Mehrmals! Ich seufze und sage nichts. Weil ich einfach jetzt nichts sagen will. „Ich hab‘ voll das Sixpack bekommen!“ Sie streift betont langsam mit den Fingerspitzen senkrecht über ihren Bauch. Um zu zeigen, dass sich ein paar Rillen gebildet haben. Was mir egaler nicht sein könnte, wie ich jetzt feststelle. Ich will sie wirklich nicht mehr!
Ich denke darüber nach und überlege was ich tun könnte, als sie sagt: „Ok, dann nicht. Ich muss jedenfalls um 21:00 Uhr abgeholt werden.“ Ich hebe meine Augenbraue: „Wo?“ Sie funkelt mich böse an: „Vom Fitnessstudio, du Idiot!“ Eingeschnappt packt sie ihre Bauchmuskeln und den Rest wieder ein und beginnt ihre Sporttasche zu packen. „Ich kann dich nicht abholen.“, lüge ich. „Und wie du mich abholst! Das ist ja wohl das mindeste, wenn du schon nicht mit gehst und dich nicht für meine Erfolge interessierst!“ Ich zucke mit den Schultern: „Ich weiß einfach nicht, was ich da soll. Und ich kann dich nicht abholen, weil ich noch einen Anruf erwarte!“ Sie reißt ihre Augen auf: „Was du da sollst?! Auch so ein geiles Sixpack bekommen, wie ich!“ Ich wünsche mir, dass sie das Wort „geil“ nicht benutzt. Niemals. Wieder. „Wenn Du so ein ‚geiles‘ Sixpack hast und dich auch sonst so gut mit Würmern auskennst, dann kontrahier‘ doch auf deinen scheiß Waschbrettrillen nach Hause!“