Ich hab sie mitgenommen, als ich meine Eltern besucht habe. Nein, ich weiß nicht wieso. Weil sie sich lange nicht gesehen haben, weil sie sich immer gut verstanden haben, weil meine Mutter trotz Trennung ständig nach ihr fragt, weil ich einfach vollkommen bescheuert bin … Egal wieso, jedenfalls war sie dabei. Nun leben meine Eltern etwas weiter weg und haben auch nicht so viel Platz. Aus diesem Grund haben wir eigentlich immer im Hotel übernachtet, wenn wir zu Besuch waren. Naja, auch jetzt haben wir das so gemacht. Wieso wir keine zwei Zimmer gebucht haben? Ich weiß nicht. Weil ich einfach vollkommen bescheuert bin, wie gesagt.
Jedenfalls komme ich aus dem Bad zurück ins Hotelzimmer und sehe, wie sie am Fenster steht. Nur einen kurzen Moment bleibe ich stehen und sehe mir das an. Sie sieht eigentlich hübsch aus. Also, so ganz objektiv betrachtet. Hm. Es ist dasselbe Hotel wie immer und wir hatten wirklich immer eine coole Zeit hier! Ich räuspere mich und schüttle einen kleinen fiesen Wehmutsgedanken ab – bin stattdessen froh, dass wir wenigstens zwei Einzelbetten haben. Während ich mich einrichte und Sachen auf dem Nachttisch ablege, wende ich ihr den Rücken zu. In dem Moment freue ich mich darüber, dass meine Ex und ich so ein entspanntes Verhältnis haben: saubere Trennung, alles immer rein freundschaftlich und so. Toll! Könnte ja auch ganz anders sein!
In diesem Moment spüre ich ihre Hände, die mich rechts und links an der Leiste packen, so wie schon tausendmal zuvor. Und wie schon tausendmal zuvor, drehe ich mich reflexartig zu ihr um. So kerzengerade vor mir stehend, legt sie mir die Hände auf die Brust und drückt dagegen. Das hatten wir auch schon tausendmal. Ich kann das Gleichgewicht nicht halten, wenn ich direkt an der Bettkante stehe. Wie sie das auch immer schamlos ausnutzt! Ich falle also nach hinten auf den Rücken und liege auf dem Bett. Im nächsten Moment spüre ich ihre Beine rechts und links von mir und sehe ihre ausgestreckten Arme. Sie lässt sich fallen und landet so, dass sie jetzt auf mir sitzt und ihre Hände rechts und links von meinem Gesicht abgestützt sind. Ihre Haare fallen nach vorne und kitzeln mich wie schon tausendmal zuvor an der Nase.
„Flachgelegt!“, ruft sie und sie will lachen, das sehe ich. Macht es aber nicht. Ich auch nicht. Voll freundschaftlich sind wir. Sie steht grinsend wieder auf und murmelt: „Ich dachte, ich muss es allein aus Nostalgiegründen noch mal machen. Also mit Dir … Im Hotelbett …“