Die Katze ist ihr Werk. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir dieses außerordentlich hässliche Biest nie ins Haus bekommen. Ich weiß auch gar nicht, was schlimmer ist: dieses Vieh oder die Art und Weise, wie sie es vergöttert. Komme ich irgendwann aus meinem Arbeitszimmer und will in die Küche gehen. Kaffee oder Tee! Oder etwas anderes … Jedenfalls erschrecke ich mich zu Tode, als ich sie draußen auf der Terrasse brüllen höre. „MÖSEZAHN!!“ Ich erstarre zu Eis und kneife die Augen zusammen. Was denkt sie sich eigentlich? Ein flüchtiger Gedanke an die Nachbarn rast durch meinen Kopf – und, dass jetzt vielleicht meine Chance ist, sie endgültig einweisen zu lassen.
„Meinst du mich?“, frage ich und blicke mich hastig um. „MÖÖÖÖSEZAHN!“ keift sie los und erst dann nimmt sie mich wahr. „Ich finde meinen Mösezahn nicht“, jammert sie und schiebt ihre Unterlippe vor. In meiner Magengegend verknoten sich verschiedene Dinge, aber ich beherrsche mich: „Was findest Du bitte nicht?“ Ich blicke mich wieder um und kann niemanden sehen. Niemand wird mir glauben, dass ich sie einweisen muss, wenn niemand ihr zuhört. Ich starre sie an: „Ist das dein Ernst?“
„Ja, was? Sie ist schon seit Stunden nicht mehr bei mir gewesen … Mein kleines Mös-chen …“ Und dann erst dämmert es mir! Es ist dieser vermaledeite Schmollmund, der aus ihren „eus“ und „äus“ ein „ö“ macht! Ich musste mir nicht die Mühe machen, nach ihrem bescheuerten „Mösezahn“ zu suchen. Mäusezahn kommt nämlich nur wenige Sekunden später angerannt und hat ein blutiges Mäuschen im Maul. Lecker!