Meine Ex hat sich beim Lackfarbe-Sprühen nichts vors Gesicht gehalten!

Schwiegereltern habe ich auch übrigens. Nicht so richtig – weil ich nicht so irre bin, bei dieser Möchtegern-Homo-sowas-ähnliches-wie-eine-Ehe-Sache, die sie unsereins in Deutschland erlauben, teilzunehmen. Aber es fühlt sich trotzdem wie Schwiegereltern an. Naja, die sind in Ordnung. Das Schlimme an ihnen ist nur, dass sie nicht weit genug weg wohnen, weswegen ich sie viel zu oft sehen muss. Wir sind also verabredet zu Kaffee und Pflaumenkuchen auf der Terasse. So wie immer. Und nein, ich weiß nicht, wieso immer Pflaumen in allem drin vorkommen – jeder weiß, ich mag die Dinger nicht. Niemand, den ich kenne mag Pflaumen – vor allem Chris nicht!

Meine „Schwiegermutter“ öffnet mir die Tür und wie immer muss ich erstmal den Gedanken daran wegwischen, dass ich hier sehe was mich in 20 Jahren erwartet, wenn ich sie nicht vorher loswerde … Sie macht „Pssst!“ und winkt mich hektisch herein. Weil ich noch am Wischen bin und nicht so schnell reagieren kann, packt sie meine Jacke am Oberarm und zerrt mich ins Haus. „Sie ist beschäftigt.“, flüstert ihre Mutter und zeigt auf die halb geöffnete Tür zum Arbeitszimmer. Leiser Singsang dringt von dort an mein Ohr und unwillkürlich neige ich meinen Kopf zur Seite und kneife meine Augen zusammen. Meine „Schwiegermutter“ hakt sich bei mir ein und betrachtet ebenfalls den Türspalt. Öhm, was geht!? Ich schiele kurz nach rechts unten auf meine Schulter, weil ich Angst  habe, dass sie sich an mich lehnt.

Durch den Türspalt sehe ich sie. Sie steht auf einem Stuhl, der auf einer Kommode steht und summt Kirchenmelodien. Auf dem Boden ein Chaos aus Zeitungspapier und Sprühdosen. Farbdosen. Hööh? Sie reckt sich und sieht aus wie ein X. Ein Girlande hängt sie auf. Eine Girlande? Dann dreht sie sich zu mir um. „SCHATZ!“, ruft sie und meine Schwiegermutter quetscht kurz meinen Arm, ehe sie mich loslässt und mich in den Raum schubst. „Schatz!“ Ihre Augen sind weit aufgerissen. Ihre Pupillen extrem erweitert. An Armen und Händen hat sie Farbe. Sie strahlt über das ganze Gesicht. „Guck, wie ich schmücke! Guck doch, wie ich alles toll schmücken kann. Guck, wie ich auf Möbeln stehe!“ Sie strahlt, gerührt über sich selbst: „Guck, leider kannst du nicht gucken, wie ich sprühte. Oh und leider habe ich solche Kopfschmerzen.“

Damit fällt alles Strahlen aus ihrem Gesicht und sie in meine Arme. Ich halte sie fest und flüstere in ihr Ohr: „Schatz, bist Du … HIGH?!“ Sie drückt mich fest und flüstert zurück: „Leider konntest Du nicht sehen wie ich sprühte. Ich war SO gut, weißt Du?“ Ihre Mutter kommt auf mich zu: „So ist sie, seit sie gesprüht hat. Sie hat in diesem kleinen Zimmer drei Farbdosen leer gesprüht und sich nichts vors Gesicht gehalten.“ Süß ist sie. Manchmal. Und high …

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