Meine Ex wendet Papier mit der Mistgabel!

Komm‘ ich freitags früher nach Hause. Einfach weil schönes Wetter ist und weil ich es kann. Ich stelle mir all die viel schöneren Dinge vor, die ich tun will. Viel schöner als Lektorieren. Schon in der Einfahrt bemerke ich all den Rauch. Da kann ich mein Glück gar nicht fassen – ich denke sie grillt! Einfach so an einem ganz normalen Wochentag. Selbstständig! Und ich habe nicht nur einen freien Nachmittag, sondern auch noch ein tolles Essen. Bei der Menge an Rauch, hat sie wahrscheinlich ein riesiges Lagerfeuer entfacht …

Auf der Terrasse bleibe ich fassungslos stehen. Es gibt keine Glut mit Steaks, auch kein chilliges Grillfeuer. Es gibt nur eine lodernde Feuersäule. Auf einem Bein. Und das Bein ist der Sockel unseres … meines Grills. Den ich irgendwann mal durch einen guten ersetzen will … Verwirrt kratze ich mich am Kopf. Da kann doch wohl kein Fleisch drin sein? Die Flammen haben das ganze Rost eingenommen. Manchmal fallen glühende Aschefetzen heraus. Manchmal auch größere Stücke, von denen ich eigentlich gar nicht genau weiß, was sie sind. Oh Mann, ich verstehe einfach nicht, was diese Frau immer treibt, sobald ich das Haus verlasse.

„Aus dem Weg, Schatz!“ Ich springe entsetzt zur Seite. Sie kommt auf mich zu mit einer Mistgabel in der Hand. Einer Mistgabel! Nein, ich wusste nicht, dass sie sowas besitzt. Ich wusste auch nicht, dass sie Mist macht. Macht sie auch nicht. „Was zum Teufel treibst du denn hier?!“ Sie hat einen feuerroten Kopf. Ihre Haare sind eigentlich zu einem Zopf gebunden, jedoch stehen sie wild in alle Richtungen ab. Ihre Hände sind vollkommen rußig und ihr Shirt, was vielleicht mal weiß war, ist grau. Sie presst ihre Lippen aufeinander und stampft in pinken Gummistiefeln an mir vorbei. Das Blümchenmuster ist kaum mehr zu erkennen – glücklicherweise. Die im Verhältnis zu ihr riesengroße Mistgabel mit ihren vier Zinken wirkt irgendwie altertümlich, aber durchaus bedrohlich, so wie sie sie wie eine Lanze vor sich her führt.

„ICH …!“ schreit sie und ich zucke zusammen. „WENDE …!“ Mit diesem Wort holt sie aus und rammt ihr Werkzeug kraftvoll nach vorne. Funken regnen herab. Ich kann das Feuer hören. Da bemerke ich all die Pappkartons, die unsere Terrasse bevölkern. Es sind bestimmt vier riesige Kartons. Sie kommen mir bekannt vor. Einige sind offen. Auf einem steht: „Alte Verträge und Rechnungen“. Ach ja, jetzt weiß ich’s wieder! Diese elenden Dinger stehen seit ewigen Zeiten im Keller. Schon immer hatten wir da mal ausmisten und den ganzen Scheiß irgendwie loswerden wollen. Offenbar hat sie Mittel und Gabeln gefunden, dies nun endlich zu tun. „… PAPIER!“, brüllt sie. Ich gehe wortlos ins Haus und suche online nach meinem neuem Grill …

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