Es ist spät abends und ich komme erschöpft nach einer langen Fahrt nach Hause. Schon an der Haustür höre ich ein elendes Gewimmer, das vermutlich und dem Geräusch nach zu urteilen aus dem Bad kommt. Sie heult schon wieder! Zielstrebig steuere ich auf das Bad zu, um zu sehen, was los ist. Meine Ex hängt über das Waschbecken gebeugt mit den Haaren unter einem scheinbar warmen Wasserstrahl. Sie heult sich die Augen aus dem Kopf, sodass sich ihre Tränenmassen mit dem Warmwasser vermischen. Dazu kommt die Sabber, die ihr aus dem weit offenen Mund läuft und einen Faden bis zum Waschbeckenboden bildet.

Angeekelt stehe ich in der Tür und starre sie an. Ich frage was passiert ist, aber ich denke nicht, dass sie mich inmitten ihres Schluchzens hört. Sie ist mit beiden Händen wie verrückt damit beschäftigt, irgendetwas aus ihren Haaren zu waschen. Ich stelle mir die verrücktesten Szenarien vor, wie zum Beispiel dass sie in einer Fliegenfalle voller Kleber hängen geblieben ist und jetzt etliche Fliegenleichen in den Haaren zu entfernen hatte. Alternativ stelle ich mir vor, dass sie auf der Couch lag und von ihrer scheiß Katze angepisst wurde. Noch mehrere Szenarien fallen mir ein, aber ich unterbreche diese und frage erneut was los ist. Keine Antwort. Stattdessen nur weiter Schluchzen und Gewimmer. Ich verliere langsam die Geduld.

Nachdem ich mir jetzt die ganze Zeit ihren abartigen Spuckfaden ansehen musste, bringt sie es tatsächlich zustande und rotzt ins Waschbecken! Das Geräusch das sie dabei ausstößt entspricht weder meiner noch ihrer Vorstellung davon, was ein weibliches Wesen so von sich geben sollte. Vertiefen möchte ich das nicht! Sie heult und schrubbt ihre Haare weiter zwischen zwei Händen entlang! Ich verstehe die Welt nicht und erfahre auch nicht, worum es geht! Eigentlich will ich mich auch umziehen und endlich mal ankommen und eigentlich habe ich bei so ekelhaften Szenarien auch keinen Bock den liebevollen und verständnisvollen Mann zu mimen!

Schließlich hält sie inne und erneut einen Spuckfaden aus ihrem Mund hängen habend, dreht sie ihren Kopf langsam zu mir. Schon ein bisschen scary! Sie starrt mich aufgelöst an und sagt leise, dass sie eben eine Flasche Apfelschorle öffnen wollte, das aber zu unvorsichtig gemacht hat und ihr dann etwas vom Inhalt in die Haare gespritzt sei. Bevor ich mich vergesse, drehe ich mich um und gehe tief atmend weg …