Meine Ex hat’s sich jahrelang selbst gemacht!

Ich denke, dass es verschiedene Regelungen dafür gibt, wie man nach einer Trennung miteinander umzugehen hat. Selbstverständlich. Und ebenso denke ich, dass es verschiedene Regelungen dafür gibt, wie man nach einer Trennung über den Partner reden kann, darf, soll und müsste. So ist es doch wohl zum Beispiel unter aller Sau, wenn man hinterher sexuelle Eigenheiten des anderen rumtratscht oder sich gar darüber lustig macht. Nicht, dass das nicht auch während einer Beziehung einfach nur zum Kotzen ist, aber gut …

Naja, jedenfalls haben wir ja noch eine Weile zusammengewohnt. Was vermutlich auch nicht zu den Dingen gehört, die man nach einer Trennung machen sollte, aber hey … Komm‘ ich abends nach Hause, weil ich noch trainieren war, ist das ganze Haus dunkel. Okay. Schließe ich auf und gehe rein. Der Fernseher läuft und wie immer sitzt niemand davor. Strom sparen und so … Lege ich meine Sachen ab, gehe kurz die Post durch, bin ich zu müde etwas davon zu öffnen. Sehe ich mich um. Rufe ich nach ihr. Keine Antwort. Ach, was soll’s: Ich gehe in die Küche und will mir noch einen Tee machen.

Jetzt erst sehe ich den Lichtspalt aus ihrem Arbeitszimmer. Was ich höre, neben dem Lärm des Fernsehers, ist das rhythmische Quietschen ihrer bescheuerten und unbequemen knallroten Couch. Und ja, ich kenne dieses rhythmische Quietschen noch ziemlich gut … Mit der leeren Teetasse in der Hand stehe ich also erstarrt und lausche. „Ja, ich weiß, das tut weh!“, höre ich sie sagen und ich ärgere mich, dass das Wasser schon laut rumblubbert. „Vertrau mir, ich weiß genau wie das geht!“, sagt sie. „Du musst halt ziemlich tief rein und dann die Mitte suchen … Aber eigentlich müsstest du direkt spüren, wenn’s gut tut.“

Was zum Teufel treibt sie da? In meinem (unseren!) Haus auf meiner (ihrer!) Couch! Wut regt sich in mir, als der Wasserkocher zu pfeifen beginnt. Der richtige ist kaputt gegangen und bis jemand für Ersatz gesorgt hat, nutzen wir tatsächlich ein pfeifendes Erbstück. Ich muss mich anstrengen, um mehr zu verstehen. „Niemand kann das so gut. Ich würde da auch kein Geld für ausgeben. Du, wirklich, ich mach’s mir schon jahrelang selbst, weil mir das niemand so gut machen kann wie ich!“ Jetzt reicht’s! Ich vergesse mich und mein Stolz und stürme ihr Zimmer, bereit wen auch immer bei was auch immer zu erschlagen!

Aber: Sie liegt alleine mit ihren bescheuerten Online-Telefonie-Kopfhörern auf dem Rücken auf dem Boden, die Beine auf der Couch und beide Arme unter sich. Ein bisschen wie ein Fisch auf einer Sandbank. Nein, nicht wie ein Wal – denn auch sie trainiert . „Da bist du ja!“, röchelt sie und wuchtet einen Arm ins Freie, um mir zu zeigen, dass sie einen Golfball in der Hand hat. Ich atme immer noch schwer. „Ich hab meiner Freundin gerade erklärt, wie ich mir immer den Rücken mit einem deiner Golfbälle einrenke“, sagt sie strahlend. Ich bin fassungslos und erinnere mich. Ja, natürlich! Diese Golfball-Nummer! „Ich wollte nur wissen, ob du auch einen Tee willst!“, murmele ich und winke mit der Tasse in meiner Hand.

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