Komm ich um vieles drum herum, aber eben nicht um alles. Ich muss nicht mit ins Nagelstudio. Manchmal muss ich aber mit Schuhe kaufen. Ich musste noch nie Tampons für sie einkaufen. Aber zum Frisör muss ich immer mit. „Weil Du doch sowieso selbst zum Frisör musst!“ sagt sie.
Ja, aber ich würde mir einen Laden mit weniger Pink und mehr Schwarz, einen mit weniger Dauerwelle, dafür mehr Wachs, mit weniger Shampoo und Pflegeprodukten, dafür vielleicht mit inbegriffener Rasur. Trag‘ ich Dreitagebart.
Jedenfalls mach‘ ich das trotzdem. Hat sie Recht und ich meine Ruhe – sind wir alle froh. Wenn ich aber was zu erledigen habe, kann ich nicht zum Frisör. Altes physikalisches Dilemma: Eine Materie kann sich nicht an zwei Orten zur gleichen Zeit aufhalten. Jeder weiß das. Nur meine Freundin nicht. Deswegen sage ich es ihr. „Hallo Schatz, du, ich schaff es heute nicht zum Frisör, weil ich noch so viel zu tun habe. Aber geh Du nur – bis heute Abend. Kuss :-)“ Pack ich das Smartphone weg, weil ist doch alles gesagt.
Erst in der Bahn nach Hause guck‘ ich wieder drauf. Sechs SMS von „Schatz“. Hab ich mir abgewöhnt zu denken, es sei was Schlimmes passiert. Roll ich direkt mit den Augen und lese. Überspring ich die ersten fünf, die einen Weg von super aggressiv bis zu Ich-bestrafe-Dich-mit-Ignoranz darstellen und bleibe an der letzten hängen. Nur ein Satz, noch nicht mal mit Ausrufezeichen, steht da. Voll bedrohlich: „Hoffentlich kriegst Du Spliss.“