Unzählige Weiber kennt sie. Schnatternde, gackernde, schreiende, gickelnde, tratschende, laute und nervige Weibsbilder. Seufz. Diese Nummer mit ihrer bescheuerten Online-Telefonie ist ja schon nervig genug. Aber manchmal lädt sie sie ein. Alle. Zu uns nach Hause. Dorthin, wo ich jetzt ankomme. Das Kreischen ist nicht zu überhören – schon von weitem. Es hilft nichts: ich muss an ihnen vorbei! Sie sitzen auf der Terrasse. Natürlich. Sonst hört man sie ja nicht bis zur Nachbarstadt.
„Aaah, da ist er ja, der Herr des Hauses!“, begrüßt mich eine in brünett. „Haha, wohl eher Herrchen …“, platzt eine andere heraus. „Ach ich denke wir wissen ganz genau wer hier die Hosen anhat …“, trumpft eine andere mit blondem Bürstenkopf auf. „Hallo zusammen“, knirsche ich gequält. Sie springt auf und fällt mir um den Hals. „Mach dir nichts draus, Schatz“, haucht sie mir ins Ohr und etwas lauter ruft sie: „Die Mädels und ich hatten schon ein paar Proseccos …“ Alle lachen laut und ich bin froh, dass es kein Branntwein war.
Ich fliehe ins Wohnzimmer. Der Lärm ist unerträglich. Bis es plötzlich ganz leise wird. Nanu!? Weil ich vollkommen dämlich und lebensmüde bin, schleiche ich mich zur Terrassentür. Es dämmert schon und draußen haben sie ein paar Kerzen angezündet. Sie glucken zusammen wie Hennen und ich sehe sie, wie meine Freundin hektisch irgendetwas gestikuliert. Die anderen lauschen gespannt. Verwirrt schleiche ich mich näher heran, um zu verstehen, worüber sie reden. Gerade als ich am angestrengtesten lausche, brüllen und kreischen alle gleichzeitig los – wie auf Kommando. Weil ich es nicht aushalte, gehe ich raus. Sofort verstummen alle wieder und gucken in verschiedene Richtungen. Was zum Teufel geht denn hier nur vor?
„Na? Darf man mitlachen?“, frage ich so beiläufig wie möglich mit meiner Small-Talk-Stimme. „Ach nichts Besonderes …“, flötet die mit dem Bürstenkopf. „Da doing, da doing, da doing!“, ruft eine andere dazwischen und alle pressen sich die Hand auf die belippenstifteten Münder. „Glockengeläut!“, prustet eine andere hervor und ich blicke mich hilflos um. Von einer zur anderen, aber alle meiden den Blickkontakt mit mir. „Alles in Ordnung, Schatz“, sagt meine angeblich bessere Hälfte und presst es so aus sich heraus, dass sie von einem neuen Lachanfall geschüttelt wird. Eine macht „boing, boing“ und bewegt dazu ihren Zeigefinger merkwürdig auf und ab. Alter, sind die albern!
Gerade als ich augenrollend gehen will, hält mich eine von denen am Ärmel meines hochgekrempelten Hemdes fest. Sie versucht mühsam ernst zu bleiben, als sie mir erklärt: „Deine Freundin hat uns nur gerade in Kenntnis gesetzt, dass es meeeega lustig aussieht, wenn ein erwachsener und … hihi … erregter Mann nackt und hektisch im Zimmer hin und her rennt!“ Eine andere fällt ihr ins Wort: „… weil er zum Beispiel die Kondome nicht findet!“ Aha. Ich verstehe jetzt diese boing-da-doing Laute von eben. Statt sie auf der Stelle zu erwürgen, drehe ich mich mit hochrotem Kopf um, gehe ins Haus und schließe die Tür von innen ab!