In einem Moment der Unachtsamkeit nehme ich ihre Hand. Naja, vielleicht ist es auch schon so lange her, dass ich nicht unachtsam, sondern verknallt war. Ist auch egal – jedenfalls nehme ich ihre Hand in meine. Bin fasziniert davon, wie feingliedrig und dünn solche Frauenhände sind. Wahnsinn! Ich drehe ihre Hand von rechts nach links und schau sie mir genau an. Winzig sieht sie aus – vor allem im Vergleich zu meiner … Pranke!
Ich strecke ihre Finger und dabei fällt mir auf, wie lang die sind! Also ich meine – dafür, dass sie halt so eine kleine Frauenhand hat, sind ihre Finger wirklich super lang! Nein, weiß ich nicht, vielleicht liegt es auch an ihren Fingernägeln. Weil die halt so lang sind, wirkt der Rest nur so lang. Ha, faszinierend! So eine Hand ist wirklich ein interessantes Untersuchungsobjekt.
Ich stelle amüsiert fest, dass ich verschiedene Trommelgeräusche erzeugen kann, je nachdem welchen ihrer Fingernägel ich auf die Tischplatte schnellen lasse. Witzig! Ich mache das eine Weile und sie hat angefangen mich anzustarren, während ich die verschiedensten Klangexperimente mit ihren Extremitäten vollziehe. Ich weiß nicht, wieso sie mich so tadelnd anstarrt und alles zu ruinieren versucht. Was soll ich denn machen – ich kann mir ja schlecht selbst so Dinger wachsen lassen, hallo?!
„Guck doch, Du bist voll das Instrument!“, rufe ich lachend und trommle erste kleinere Melodien mit ihr – also mit ihren Fingern. Sie schaut jetzt richtig grimmig – und da kommt mir ein neuer Gedanke: Wenn ich alle Finger auf einmal nehme und damit nicht trommle, sondern über die Tischplatte streiche, passieren zwei Dinge: Es macht ein schabendes Witsch-Witsch-Geräusch und sämtliche Krümel auf dem Tisch werden zusammengekehrt. Mit ihren Fingernägeln. Hab‘ ich meine pure Freude dran!
„Guck mal, Du bist auch voll der Feger!“, sage ich begeistert. Ich flippe fast aus über meine neue Entdeckung und fege übermütig mit ihr über den ganzen Tisch. Witsch-Witsch! Sie lacht überhaupt gar nicht. Nicht mal ein bisschen. Im Gegenteil: Sie entreißt mir wütend ihre musikalische Fegerhand und funkelt mich böse an. Seufz! Ich verstehe nicht, wie sie die fegenden Aspekte ihrer Hand nicht witzig finden kann. Geh‘ ich halt den echten Handfeger holen!