„Hast Du schon wieder die ganze Nacht Pornos geguckt?“, frage ich meinen Kollegen in der Mittagspause. Ihm fallen die Augen zu und ich hatte bereits morgens registriert, dass er sich unentwegt sein rechtes Handgelenk massiert … „Hrrmmmp“, grunzt mein Kollege und beißt in seinen Wrap. Ich habe eigentlich schon genug von dieser Unterhaltung, aber ich habe sie ja immerhin auch selbst angefangen.
„Gestern hab‘ ich was Krasses gefunden, Alter!“ Plötzlich erhellt sich sein Gesicht und er glotzt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Finger umgreifen seinen Wrap so fest, dass kleine grüne Paprikastücke auf den Tisch herausfallen. „Ja? Was denn?“, frage ich und beobachte angewidert, wie mein fauler und überbezahlter Kollege geistesabwesend die Paprika aufliest und zurück in seinen Wrap stopft. „Also da sind Weiber im Internet unterwegs, die du bezahlen sollst!“ Aha … “ Meinst Du Nutten?“, frage ich irritiert. „Nein, Mann! Die bezahlst du, aber sie machen nichts dafür!“ Das ist ja dann wie du, denke ich mir und grinse in mich hinein … Heuchle aber weiter Interesse an seiner Entdeckung. „Also du bezahlst ihnen Dinge. Ihre Wohnung. Ihr Auto.“ Ich runzele sie Stirn. Das erinnert mich an etwas, aber ich komme nicht drauf …
„Und du machst ihnen Geschenke. So Schmuck zum Beispiel. Oder Möbel. Klamotten. Egal was.“ Jetzt erinnert es mich ganz deutlich an irgendetwas, es liegt mir auf der Zunge, aber ich kann es nicht greifen! „Geldsklaven nennen sie dich – aber sie lassen dich niemals ran! Du darfst nichts! Nicht mal ein Video kriegst du! Wenn du es dir verdienst, beschimpfen sie dich vielleicht mal. Das ist alles. Du sollst nur alles für sie zahlen, darfst sie niemals vöglen und musst dich halt beschimpfen lassen.“
„Warte kurz“, nuschle ich und ziehe mein Smartphone aus der Hosentasche. Ich tippe eine Notiz an mich selbst: „Affäre noch heute beenden und lernen ‚Nein‘ zu sagen!“